Phasen der Trauer


Die unterschiedlichen Stufen der Trauerbewältigung werden auch als Trauerphasen beschrieben.
Viele Hinterbliebene erleben diese Phasen der Trauer auf sehr ähnliche Weise.
Nach dem Verlust erleben Trauernde intensive, oft widersprüchliche Gefühle wie Schock, Schmerz, Wut, Angst, Verzweiflung, aber auch Sehnsucht und manchmal sogar Erleichterung. Diese Gefühle können körperliche Auswirkungen wie Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und Erschöpfung mit sich bringen. 
Der Trauerprozess ist so individuell wie jeder Mensch selbst. Er folgt keinem starren Schema, sondern erfordert Zeit, Geduld und Mitgefühl, um den Verlust Schritt für Schritt zu verarbeiten.
Die verschiedenen Phasen der Trauer können bei jedem Menschen länger oder kürzer dauern.

1. Phase: Nicht-Wahrhaben-Wollen
Der Verlust eines geliebten Menschen hinterlässt die Trauernden oft in einem Zustand des Schocks. Sie können oder wollen nicht fassen, was geschehen ist. In dieser schweren Zeit fühlen sich viele isoliert, hilflos und manchmal tief verzweifelt. Oft wird der Verlust zunächst verdrängt oder geleugnet. Diese Phase der Trauer markiert den Beginn des Trauerprozesses und kann nur wenige Stunden andauern, aber auch Tage oder sogar mehrere Wochen umfassen.

2. Phase: Aufbrechende Emotionen

In der zweiten Phase der Trauer treten intensive Gefühle wie Wut, Schmerz und Zorn in den Vordergrund. Oft finden Trauernde Wege, ihre inneren Spannungen durch Aggressionen auszudrücken – sei es gegen sich selbst oder sogar gegen den Verstorbenen. Viele plagen sich mit Schuldgefühlen oder der quälenden Frage, warum sie selbst weiterleben dürfen, während der geliebte Mensch gehen musste. Die Dauer dieser Phase variiert stark und hängt von der Tiefe der Beziehung zum Verstorbenen ab – sie kann Wochen, Monate oder sogar Jahre andauern. Auch die Umstände des Todes können entscheidend beeinflussen, wie diese Trauerphase erlebt wird.

3. Phase: Suchen und Sich-Trennen

In der dritten Phase der Trauer beginnt eine intensive innere Auseinandersetzung mit dem Verstorbenen und seinem Tod. Trauernde besuchen Orte der Erinnerung, lassen gemeinsame Erlebnisse lebendig werden und führen stille Zwiegespräche mit dem geliebten Menschen. Dieses bewusste Abschiednehmen hilft, den Verlust nach und nach zu verarbeiten. Diese Phase kann von schönen, aber auch von schmerzhaften Momenten geprägt sein und erstreckt sich oft über Wochen, Monate oder sogar Jahre. Im Laufe der Zeit treffen die Trauernden die Entscheidung, den nächsten Schritt zu wagen – das Leben (wieder) anzunehmen – oder weiterhin in der Trauer zu verweilen.

4. Phase: Neuer Selbst- und Weltbezug

In der finalen Phase der Trauer kehrt langsam ein Gefühl des inneren Friedens ein. Der Schmerz rückt in den Hintergrund, und der Verlust wird akzeptiert. Der Trauernde findet allmählich die Kraft, neue Pläne zu schmieden und sein Leben ohne die verstorbene Person neu zu gestalten.
Die Erinnerungen bleiben dabei ein wertvoller und bedeutender Bestandteil seines Lebens.